Sanfte und Kräftige Gitarrenklänge im ZAK

Tilmann Höhn, Ali Neander und Michael Koschorreck


Ein Trio mit Ausnahmenkünstlern an der Gitarre war am vergangenen Donnerstag im Zentrum Alte Kirche zu Gast. Vor ausverkauftem Haus zeigten Tilmann Höhn, Ali Neander und Michael „Kosho“ Koschorreck, was mit dem wohl beliebtesten Instrument, eben der Gitarre, an Musikvariationen möglich ist. Tilmann Höhn ist in Niedernhausen als Lehrer für Gitarre an der hiesigen Musikschule verwurzelt und nach vielen Auftritten sowie als Komponist bestens bekannt. Ali Neander war Gründungsmitglied der „Rodgau Monotones“, arbeitet als Studiogitarrist und spielt in vielen verschieden  Musikgruppen. Michael Koschorreck - Künstlername Kosho - ist Gitarrist und Sänger, lehrt als Dozent für Gitarre an der Pop-Akademie in Baden Württemberg und spielte mit Nena, Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims. Ein hochkarätiges Künstlertrio also, das so nach wenigen Proben erstmals in Niedernhausen zusammen Musik machte.

 

Über die tiefe, ja „sakrale“, Stille in der schmucken kleinen Kirche freuten sich die Künstler zu Beginn ihres Konzertes, das mit dem Pferd „Jolly Jumber“ - mit der Steel Guitar im Western Style - als bedächtig abendlicher Ritt mit romantischem Schluss durch die musikalische Prärie des ZAK begann. Weitgehend „unplugged“ - also ohne elektronische Verstärkung - war in vielen Stücken das virtuose Spiel der je 6 Gitarrensaiten zu hören. So in „Play Bach“ - eine Komposition von „Kosho“, das er mit „… pray Peace by Bach“ gesanglich begleitete. Oder dem Medley Solo mit Tilmann Höhn, einfühlsam und „easy going“ - aber mit fliegendem Gitarrenwechsel. Er sei mit brasilianischer Musik aufgewachsen, meinte Michael Koschorreck und singt „Talking to me“ als Widmung an eine von ihm verehrte brasilianische Sängerin.

 

Kompositionen und Arrangements von Tilmann Höhn waren im Duett und Solo zu hören, darunter - mit fröhlich plätschernden Tönen - das „Little Guitar Lullaby“. Fingerfertig entstand so herrliche Musik, die vom Publikum begeistert mit Beifall belohnt wird.

 

Ein „kleiner Walzer“ mit 3 Konzertgitarren und einem rhythmisch schnipsenden und jazzig improvisierten Solo von Kosho trennte eine kurze Pause. Ali Neander merkt man an, auch er liebt südamerikanischen Sound, bei einem Duo mit Kosho, in dem er die Melodie und sein Partner den Rhythmus vorgibt.

 

„Good Bye J.A.“ ist eine Eigenkomposition in Erinnerung an den großen amerikanischen Jazz-Gitarristen John Abercrombie - mit Ali am Bass, Kosho mit der E-Gitarre und Tilmann an der Rhythmusgitarre. Im Januar „kühl und voller Hoffnung“ und „in der kreativen Zeit zwischen Frühstück und Abendessen“ entstanden, sei, so schmunzelten die Künstler, der „January Waltz“, in dem sich die 3 Gitarren virtuos über das junge Jahr „unterhalten“.

 

Beim - ohne Frage - Höhepunkt, dem flotten und rhythmischen Kasatschok von Kosho, führen die 3 Gitarren in Wohlklang und Takt an die Grenzen der Virtuosität. Stürmischer Beifall. Da gibt es in der Zugabe gleich noch mit „Ende of Universe“, eine Improvisation der 3 Ausnahmemusiker mit Steelguitar und Slide-Technik im „bottelneck“. In großer Tonvielfalt, musikalisch laut und eindringlich und mit jammernden Tönen mündet das in ein überraschend klägliches Ende. Da werden noch 2 weitere Zugaben von dem begeisterten Publikum eingefordert und von den Musikern gewährt.

 

Eberhard Heyne

 

 

Der Artikel erschien im Niedernhausener Anzeiger am 1. November 2018. Danke, dass wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen dürfen.