Nid de Poule mal wieder im ZAK

Ein französischer Chanson-Abend


So mancher wird sich fragen, was denn dieser Name für ein Quartett bedeutet. Nun, das Bandmitglied am Kontrabass, Jürgen „Jaques“ Dorn, erklärte es - Schlagloch oder auch Hühnernest. Und lieferte auch gleich eine romantische Begründung, weshalb man sich in der Musik dem Französischen verschrieben hat. Mit viel Schalk schilderte er, wie er frisch verliebt am Wasser im Elsass sein Mädchen küsste und Passanten meinten, nur Franzosen könnten das so.

 

Ein Ensemble mit eben dem Kontrabass von Jürgen Dorn, der 1. Gitarre mit Gerd „Gerald“ Rentschlag, der 2.  Gitarre mit Frank „Francois“ Zinkant und mit wunderbarer, so markanter Stimme Sängerin Sybille „Bille“ Klingspor. Sie wären ja schon mal dagewesen im ZAK – vor knapp 5 Jahren erinnerte Jürgen Dorn, der aus Niederjosbach stammt und nun in Ingelheim wohnt. Sie musizieren den Gypsy-Swing, überwiegend eben in Chansons in französischer Sprache.

 

Bereits in seinem Intro zeigt sich, wie Melodie und Gesang nach des Tages Hektik beruhigt und „runterhilft“. Die 3 Musiker beherrschen nicht nur virtuos ihre Instrumente, die Stimme von Bille ergänzt ihre Melodien beeindruckend. Beim „Valse Obscure“ – einem Walzer – kann man auch tanzen. Ein Paar hat das im Gang der Kirche getan und damit eine CD verdient.

 

Schnell wird klar, nicht Songs in Englisch passen zu dem Ensemble, mit dem französischen Chanson liegen sie genau richtig. Und mit ihrem Humor in der Moderation von Jürgen Dorn ebenso – seine Erzählungen sind phantasievoll und grenzen schon an die Wahrheit. Fast alle Kompositionen stammen aus ihrer Feder – wenn gecovert wird, dann als Quelle ein Weihnachtslied oder Welthits wie „Oh Champs Elysee“ von Joe Dassin. Oder es war mal in der Erinnerung die Absicht, Rock-Vorbildern wie Deep Purple nachzueifern. Aber dann doch beim Vorbild der französischen Chansonette und Schauspielerin Vanessa Paradis „gelandet“ zu sein.

 

Eine musikalische Eigenkreation ist „Le Monstre“, das einem Jurymitglied in einem Song-Contest gewidmet ist, der Nid de Poule durchfallen ließ und sie damit „unter Wert“ bewertet habe - so jedenfalls sieht das Jürgen Dorn. 

 

(Foto: Eberhard Heyne)

Sehr bemerkenswert und wunderbar anzuhören ist die Virtuosität, ja flinke Fingerfertigkeit der beiden Gitarristen, die mit den jeweiligen Soli so manchen Song bereicherten. Und, nicht zu vergessen, eine perfekte Abstimmung der Instrumente und ihres Einsatzes untereinander –  zu einem wohlklingenden Ganzen. In Rhythmus, Schlagzahl, Tonstärke und -farbe jubeln die Vier ihre musikalische Vielfalt mal mächtig und temperamentvoll oder mehr sanft und nachdenklich in dann mehr ruhigen Vorträgen.

 

Woran denkt man, so fragt Jürgen Dorn mit hintergründigem Witz beim „Grillen am Abend“? Klar – nur nicht, dass sie in der Dämmerung in den Wiesen singen. So trifft sich hier im Lied Poesie und Gesang. Licht aus – Dunkelheit. Es folgt „Nacht an der Loire“. Herrlich der musikalische Dialog der beiden Gitarren an der Nachtbar. Noch ein Nachtlied zum Abschied in die Niedernhausener Nacht als Zugabe zum Heimweg. Die sie so noch nie gegeben hätten, schmunzelte Jürgen Dorn. Herzlicher Beifall für Nid de Poule.

 

Eberhard Heine

 

Der Artikel erschien am 18.11.2023 im Niedernhausener Anzeiger. Danke, dass wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen dürfen.