Johann Theisen im ZAK

Comedy – ein Rapper gibt Vollgas


Ob in einmaligen Situationen improvisiert oder vorher geübt – an diesem Abend war Tempo in Rhetorik und mit Körpersprache angesagt. Johann Theisen war da. Einer, bei dem nichts betulich ging – ob er erzählt, singt, rappt und dabei mit Reimen nach Ideen seines Publikums improvisiert.

 

Als Ouvertüre wird aus dem Off auf ihn vorbereitet, dann stürmt er in die Kirchenapsis, steuert selbst virtuos seine begleitende Technik – ein elektronisches Musik-Tablet in Taschenformat – mit Hand und Fuß und rappt sich ins Programm. Ganze 2 Stunden beherrscht sein ungestümes Temperament die Bühne – so dass sein Publikum kaum Zeit hat mitzuhalten. Er sei ja der kleine Bruder von Mike Tyson – was der im quadratischen Ring mit seinen Fäusten könne, mache er mit der Sprache, Musik und Intelligenz. Von Gewalt halte er nichts, Boxen sei nicht seine Stärke. Und plaudert – der Körper immer in Bewegung – munter drauflos. Warum er die Sonne meidet und deshalb so blass sei, TV brauche ihn als Weißabgleich. Mit „Oh Yeah, no Hair“ deutet er auf seine  Geheimratsecken, die jetzt nach seiner aufregenden eigenen Biographie zutage traten und erzählt, wie er damit zurechtkomme.

 

Er kokettiert mit seinem Publikum, geht in den Dialog, merkt sich deren Aussagen und vergisst sie wieder, macht seine Faxen und findet eine passende Pointe mit den richtigen Worten. Die Besucher gehen mit – es ist überaus lustig. 

 

Johann greift zur Ukulele, zupft die Saiten – drückt auf sein kleines Piano und singt. Seine Musikalität mit mächtiger Stimme ist mitreißend. Nun, er outet sich  als ein Freund epischer Musik – Kino mit den Trailern und den werbenden Noten sei seine Heimat. Da packe ihn ein „episches Feuer“ und er rappt zur machtvollen Demo aus dem Stegreif eine gereimte Hymne für seinen frischen – und vorher ausgefragten – Freund Peter aus dem Besucherkreis. Klar, wieder mit vollem Körpereinsatz.

 

Man zweifelt, ob er wirklich kühler Schwabe aus Stuttgart ist – so viel Temperament beim Erzählen und seinen Rapps entfaltet er. Ein Schnelldenker, dem auf Zuruf „Zahnpastatube“ ein Stegreif-Rap einfällt, im Sprechgesang stimmen Melodie und Reim.

Johann Theisen in voller Fahrt auf der Bühne im ZAK

(Foto: Eberhard Heyne)

Natürlich macht er sich lustig über den Alltag – so erklärt er sich talentiert für den Beruf als Spielplatzprüfer, mit Zertifikat qualifiziert nach DIN. Ein geiler Beruf, ist er überzeugt.

 

Im überaus flotten Finale wirbt er in einem Anmach-Rap als mittelalterlicher Lyriker im Stil seines Vorbildes Walther von der Vogelweide um eine Angebetete. Die antwortet ihm – klar, er selbst – im modernen Freestyle-Rap. Genial improvisiert. Das Publikum antwortet mit begeistertem Applaus und bekommt die geforderte  Zugabe.

 

Ein kurzweiliger Abend mit einem innigem Kontakt zu bisher mehr ignoriertem Rap auf die fröhliche Art im Sauseschritt.

 

Eberhard Heyne

 

 

Der Artikel erschien am 28.09.2023 im Niedernhausener Anzeiger. Danke, dass wir ihn an dieser Stelle veröffentlichen dürfen.